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PROBLEME DER KÜSTENFORSCHUNG IM SÜDLICHEN NORDSEEGEBIET Band 30 FEDDERSEN WIERDE Die Ergebnisse der Ausgrabung der vorgeschichtlichen Wurt Feddersen Wierde bei Bremerhaven in den Jahren 1955 bis 1963 Band 6 Herausgegeben vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven und der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt am Main ISENSEE VERLAG OLDENBURG 2006 5 Herausgeber Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Viktoriastr. 26/28, 26382 Wilhelmshaven – Postfach 2062, 26360 Wilhelmshaven www.nihk.de – nihk@nihk.de Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Palmengartenstraße 10-12, 60325 Frankfurt a. M. www.dainst.de – info@rgk.dainst.de Wissenschaftliche Redaktion Erwin Strahl Technische Redaktion Rolf Kiepe, Lothar Spath Gefördert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet / hrsg. vom Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven. [Redaktion: Erwin Strahl, Rolf Kiepe, Lothar Spath]. Oldenburg: Isensee, 2006 (Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet; Bd. 30) ISSN 0343-7965 NE: Erwin Strahl, Rolf Kiepe, Lothar Spath [Redaktion] Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, <Wilhelmshaven>; GT Jörn Schuster: Die Buntmetallfunde der Grabung Feddersen Wierde Chronologie – Chorologie – Technologie Jörn Schuster [Hrsg.: Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven]. Oldenburg: Isensee, 2006 ISBN 978-3-89995-391-6 © 2006 beim Autor Isensee Verlag, Oldenburg Produktion: Brune-Mettcker Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Wilhelmshaven 6 Jörn Schuster Die Buntmetallfunde der Grabung Feddersen Wierde Chronologie – Chorologie – Technologie 7 8 Inhalt Vorwort 1 Einleitung......................................................................13 1.1 Forschungsgeschichte ..................................13 1.2 Zielsetzung der Untersuchung......................13 2 Die Funde .....................................................................14 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.1.8 2.1.8.1 2.1.8.2 2.1.9 2.1.10 2.1.11 2.1.11.1 2.1.11.2 2.1.11.3 2.1.12 2.1.12.1 2.1.12.2 2.1.12.3 2.1.12.4 2.1.12.5 2.1.13 2.1.14 2.1.15 2.1.16 2.1.16.1 2.1.16.2 2.1.16.3 2.1.16.4 2.1.16.5 Fibeln............................................................15 Eingliedrige, geschweifte Spätlatènefibeln mit oberer Sehne und Stützärmchen.............16 Knickfibeln mit oberer Sehne, Sehnenhaken und Stützärmchen ..............................19 Stützbalkenfibel mit profilierter Bügelscheibe, oberer Sehne, Sehnenhaken und schmal trapezförmigem Fuß .........................20 Eingliedrige Fibel vom Spätlatèneschema mit bogenförmigem Bügel und schmalem Fuß................................................................21 Eingliedrige Drahtfibel .................................22 Schüsselfibel .................................................24 Augenfibel ....................................................25 Eingliedrige Armbrustfibeln der frühen Kaiserzeit ....................................27 Eingliedrige Armbrustfibel mit verjüngtem Fuß ......................................27 Eingliedrige Armbrustfibeln mit breitem Fuß ............................................28 Rollenkappenfibel ........................................30 Knieförmig gebogene Fibeln........................31 Zweigliedrige Armbrustfibeln mit hohem Nadelhalter .................................34 Fibeln der Form Almgren VII, Serie 1 .........35 Fibeln der Form Almgren VII, Serie 2 .........36 Fibeln der Form Almgren VII, Serie 3 .........37 Scheibenfibeln ..............................................40 Provinzialrömische Emailscheibenfibeln .....41 Provinzialrömische Tutulusfibel...................42 Scheibenfibeln mit dosen- oder tutulusförmigem Blechaufsatz ................................43 Scheibenfibel mit Blechauflage und flachem Rand .........................................43 Komponierte Schalenfibeln ..........................44 Facettierte Armbrustfibeln mit gleichbreitem Fuß ..................................45 Stützarmfibeln ohne Achsträger ...................46 Kreuzförmige Fibel ......................................46 Ringfibeln .....................................................47 Ringfibeln mit nach außen an den Ring umgeschlagenen Enden ................................49 Ringfibel mit nach außen eingerollten Enden........................................49 Ringfibel mit auf den Ring umgeschlagenen Enden ................................50 Ringfibeln mit auf den Ring aufgerollten Enden .......................................50 Ringfibeln mit flachen, verbreiterten, vertikal stehenden Enden .............................52 2.1.16.6 Weitere Ringfibeln aus dem Elbe-WeserDreieck .........................................................52 2.1.16.7 Exkurs zur Trageweise offener Ringfibeln ........................................55 2.1.17 Gleicharmige Fibel .......................................56 2.1.18 Nicht sicher typologisch bestimmbare Fibeln ......................................57 2.1.19 Fibelreste und zu Fibeln gehörende Einzelteile ...................................59 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 Gürtelteile und Schnallenbügel ....................59 Plattierter dreieckiger Gürtelhaken ..............60 Lochgürtelhaken ...........................................61 Schnallenbügel .............................................62 Riemenzunge ................................................63 2.3 2.3.1 2.3.1.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 Nadeln ..........................................................64 Zur Kleidung gehörige Nadeln.....................64 Vasenkopfnadeln ..........................................65 Nadeln mit Öhr .............................................66 „Nadel“ mit spazierstockartig umgebogenem Kopfende..............................66 Nadelbüchse .................................................67 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 Schmuck .......................................................68 Armringe ......................................................68 Fingerringe ...................................................71 Anhänger ......................................................73 Zierblech ......................................................74 2.5 2.5.1 2.5.1.1 2.5.2 Medizinische Instrumente und Toilettezubehör ......................................74 Starnadelgriff ................................................75 Exkurs zum Starstich bei den Germanen .....76 Pinzette .........................................................76 2.6 2.6.1 2.6.2 2.6.3 Metallgefäße und Gefäßteile ........................76 Provinzialrömisches Schälchen ....................76 Dreieckige Henkellasche ..............................78 Fuß eines Behälters ......................................79 2.7 2.7.1 2.7.2 2.7.3 2.7.3.1 2.7.3.2 2.7.3.3 2.7.3.4 Pferdegeschirr und Reitzeug ........................79 Zügelführungsring ........................................80 Riemenverteilerringe ....................................80 Reitersporen .................................................81 Hakensporn ..................................................81 Nietplattensporn ...........................................83 Stachelsporn .................................................84 Radsporn ......................................................85 2.8 Beschlagteile aus dem Bereich der Bewaffnung ............................................86 Schwertriemenhalter.....................................86 Fingerhutförmige Niete ................................87 Waffenschildchen .........................................87 2.8.1 2.8.2 2.8.3 2.9 2.9.1 2.9.2 2.9.3 2.9.4 2.9.5 Beschläge, Niete, Manschetten und Ringe .....................................................88 Beschläge .....................................................88 Niete .............................................................89 Zierniet? .......................................................89 Krampe .........................................................89 Riemenzwinge ..............................................89 9 2.9.6 2.9.7 2.10 2.10.1 2.10.2 2.10.3 2.10.4 2.10.5 2.11 2.11.1 2.11.2 2.11.3 2.11.4 2.11.5 2.11.6 2.11.7 2.11.8 2.11.9 2.11.10 2.11.11 2.11.12 2.11.13 Manschette ...................................................89 Kleine Ringe.................................................90 Rohmaterial und Werkstattabfälle ................90 Stränge und Stäbe .........................................90 Drähte ...........................................................91 Blechreste .....................................................91 Gußreste .......................................................92 Schrott ..........................................................92 Sonstige Funde .............................................92 Bleischeibe ...................................................92 Glöckchen ....................................................93 Schlüssel .......................................................94 Schürzenhaken .............................................95 Doppelschnalle .............................................95 Spinnwirtel aus Blei .....................................95 Maßstab, Gewicht oder Spielpflock? ...........97 Stab mit gezacktem Ende .............................98 Kleiner Konus ..............................................98 Löffel ............................................................98 Zierscheibe oder Knopf ................................99 Unbestimmbare Funde .................................99 Feuerschlagstein ...........................................99 3 Periodisierung des Fundstoffs, Datierung der Siedlungshorizonte und Verbreitung der Funde auf der Wurt ...............................................101 3.1 Die Grundlagen für die Horizonteinordnung der Fundstücke ..........101 3.2 Ergebnisse und Auswertung naturwissenschaftlicher Datierungsmethoden ...............103 3.2.1 Ergebnisse und Auswertung der dendrochronologischen Datierungen ...103 3.2.2 Ergebnisse und Auswertung der 14C-Datierungen....................................105 3.3 Periodisierung des Fundstoffs und chronologische Auswertung der vertikalen und horizontalen Verteilung der Buntmetallfunde .................................................107 3.3.1 Die erste Besiedlungsphase (Mitte 1. Jh. v. Chr. bis 5. Jh. n. Chr.) ........107 3.3.1.1 Chronologische Stufen und ihre absoluten Datierungen..................107 3.3.1.2 Datierung der Siedlungshorizonte 1 bis 8 ..108 3.3.1.3 Verbreitung der Funde der ersten Besiedlungsphase....................... 115 3.3.1.4 Fundverbreitung und daraus folgende Ergebnisse zur sozialen Gliederung der Wurtenbewohner – Der Herrenhof und die Verbreitung provinzialrömischer Metallfunde ................................................ 118 3.3.1.5 Bemerkungen zu den mit Beigaben ausgestatteten Siedlungsbestattungen auf der Feddersen Wierde ...........................120 3.3.2 Die zweite Besiedlungsphase (Früh- und Hochmittelalter) .......................121 3.3.3 Neuzeitliche Funde.....................................123 4 Bearbeitung und Verarbeitung von Buntmetall ..........124 4.1 An den Fundstücken nachgewiesene Herstellungs- und Bearbeitungstechniken........124 10 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.1.5 4.1.6 4.1.7 Gießen ........................................................125 Schmieden und Überarbeitung der Werkstücke ...........................................125 Drahtherstellung .........................................126 Treiben........................................................129 Drehen und Drücken ..................................129 Löten ..........................................................129 Reparaturen an Fundstücken ......................130 4.2 Hinweise auf die lokale Buntmetallverarbeitung ..............................132 4.2.1 Gußtiegel ....................................................132 4.2.2 Gußformen .................................................141 4.2.3 Anlagen für die Buntmetallverarbeitung ....143 4.2.3.1 Beispiele für Buntmetall verarbeitende Werkstätten von der Römischen Kaiserzeit bis ins frühe Mittelalter .......................143 4.2.3.2 Anlagen, die der Buntmetallverarbeitung auf der Feddersen Wierde gedient haben ...145 4.2.3.2.1 Düsen..........................................................146 4.2.3.2.2 Werkgruben, Herde und Öfen ....................148 4.3 Entwicklung der Buntmetallverarbeitung und Lokalisierung der Werkstätten.............152 4.4 Überlegungen zum Technologietransfer auf die Feddersen Wierde ...........................156 5 Ergebnisse der Metallanalysen ...................................157 5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 Metallanalysen mit dem atmosphärischen Rasterelektronenmikroskop........................157 Methode......................................................157 Analyseergebnisse und Auswertung...........158 Messungen der elektrischen Leitfähigkeit und der Vickershärte...................................162 Meßmethode zur Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit .....................162 Vergleich der Leitfähigkeitsmessungen mit den Ergebnissen der ElektronenstrahlMikroanalyse ..............................................162 Vergleich der Leitfähigkeitswerte frühund spätkaiserzeitlicher Fibeln ...................164 6 Schlußbetrachtung – Die Feddersen Wierde im regionalen und überregionalen Zusammenhang ...........................164 7 Zusammenfassung ......................................................171 8 Summary .....................................................................172 9 Résumé .......................................................................173 10 Literatur ......................................................................175 11 Anhang........................................................................198 11.1 Fundlisten ...................................................198 11.2 11.2.1 11.2.2 Konkordanzlisten .......................................204 Katalognummer – Inventarnummer ...........204 Inventarnummer – Katalognummer ...........205 11.3 Abkürzungen ..............................................206 12 Katalog........................................................................207 13 Tafeln ..........................................................................247 mit einer Höhe von 2,25 m NN während winterlicher Sturmfluten sicherlich nicht bewohnbar war. W. H. ZIMMERMANN (2000, 28) vermutet hier einen Stützpunkt für Handwerk und Handel, der in engem Zusammenhang mit dem politischen Zentrum Holßel/Sievern zu sehen ist. Vorläufig müssen Überlegungen zu diesem Fragenkomplex darauf beschränkt bleiben, inwiefern die bei der Nachbarwurt Fallward – ca. 2 km südlich der Feddersen Wierde – gelegenen Gräberfelder eine Bevölkerung repräsentieren, die in ihrem sozialen Gefüge jener von der Feddersen Wierde entspricht. Gerade in Hin- blick auf die in den reichsten Gräbern bestatteten Personen stellt sich die Frage, ob die dort faßbare Gesellschaftsschicht so auch auf der Feddersen Wierde vorhanden war oder ob es sich bereits um eine höhergestellte Schicht handelt. Nach den bisherigen Ergebnissen erscheint es wahrscheinlich, daß es sich bei der Bestattung aus dem Bootsgrab, der u. a. der aufwendig geschnitzte hölzerne Klotzstuhl beigegeben war, und den weiteren aufwendig ausgestatteten Grablegen um Angehörige der Schicht handelt, die auf der Feddersen Wierde den Herrenhof bewohnte (SCHÖN 1999b, 133). 7 Zusammenfassung In dieser Arbeit werden die Objekte aus Buntmetall vorgelegt, die während der Jahre von 1955 bis 1963 auf der Wurtensiedlung Feddersen Wierde ausgegraben wurden. Insgesamt wurden dort 109 Fibeln oder Teile von solchen gefunden. Davon waren 82 soweit erhalten, daß eine typmäßige Ansprache möglich war. Die weiteren Fundkategorien bilden Gürtelteile, Nadeln, Arm- und Fingerringe, medizinische Instrumente, Metallgefäße, Pferdegeschirr und Reitzeug, Beschlagteile, davon einige aus dem Bereich der Bewaffnung, Rohmaterialien und Werkstattabfälle sowie zahlreiche andere Funde zum Teil nicht erkennbarer Funktion. Neben einigen bislang nicht publizierten eisernen Fundgegenständen, wie z. B. vier Reitersporen, wird auch ein skandinavischer Feuerschlagstein vorgelegt. Die Funde gehören drei getrennten Zeiträumen an, in denen menschliche Aktivitäten auf der Feddersen Wierde nachweisbar sind. Der Großteil – 243 von 254 im Katalog erfaßten Gegenständen – deckt den Zeitraum von der Mitte des 1. Jh. v. Chr. bis zur Mitte bzw. zweiten Hälfte des 5. Jh. n. Chr. ab (Abb. 18). Aus dem frühen und hohen Mittelalter stammen sieben Objekte und aus der Neuzeit (18./19. Jahrhundert) weitere vier. Während der kaiserzeitlichvölkerwanderungszeitlichen und der mittelalterlichen Periode war die Feddersen Wierde bewohnt. Den Hauptteil der Arbeit macht die antiquarisch-archäologische Analyse der Funde in Kapitel 2 aus. Sie bildet die Basis für die Datierung der Siedlungshorizonte der kaiserzeitlich-völkerwanderungszeitlichen Besiedlungsphase. Der Datierung der Siedlungshorizonte geht eine eingehende quellenkritische Untersuchung der Parameter der Grabungsmethodik voraus, die Einfluß auf die Interpretation der Horizonteinordnungen der Fundstücke haben können (Kap. 3.1). Ebenso werden auch die Ergebnisse der dendrochronologischen Analysen sowie der 14C-Datierungen hinsichtlich ihrer Relevanz für die Horizontdatierungen kritisch analysiert (Kap. 3.2). Gegenüber den bislang verwendeten Zeitansätzen konnte auf Grundlage der Buntmetallfunde eine Präzisierung der Datierungen der einzelnen Siedlungshorizonte erreicht werden (Tab. 19). Dabei zeigt sich, daß die Horizonte der Flachsiedlungsphase (SH 1a bis 1d) jeweils ungefähr einen Zeitraum von 25 bis 30 Jahren umfaßten, während die Siedlungshorizonte 2 bis 8 im Durchschnitt ein halbes Jahrhundert dauerten. Die nach chronologischen Zeitstufen getrennte Kartierung der datierbaren Buntmetallfunde erlaubt es, die räumliche Entwicklung und Ausdehnung der Siedlung in ihrer zeitlichen Abfolge zu erfassen (Abb. 21-28). Dadurch lassen sich in Zusammenschau mit der Höhenlage auch Datierungsansätze für bislang nicht sicher typologisch bestimmbare Funde gewinnen (wichtige quellenkritische Anmerkungen hierzu s. S. 14 und 101). Bei der Betrachtung der Fundverteilung der Buntmetallfunde – hierbei wurde auch die Verbreitung der Münzfunde berücksichtigt – in Hinblick auf soziale Unterschiede der Wurtenbewohner konnte gezeigt werden, daß sich der Bereich des Herrenhofes in der Funddichte etwas vom Rest des Dorfes abhebt, was vor allem auf die Horizonte des 3. und 4. Jahrhunderts zutrifft. Während die Möglichkeit zur Erlangung provinzialrömischer Gegenstände in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus noch für eine größere Zahl von Wurtenbewohnern gegeben war, bleiben die Münzfunde des 4. Jahrhunderts ausschließlich auf den Bereich des Herrenhofes beschränkt (Kap. 3.3.1.4). Im Rahmen neuerer paläopathologischer Untersuchungen am Knochenmaterial von der Wurt wurden zahlreiche menschliche Knochen erkannt, die ohne Befundzusammenhang in verschiedenen Siedlungshorizonten lagen. Angesichts von zwei ineinander gesteckten knieförmig gebogenen Fibeln, die aufgrund dieses Fundumstands nicht als gewöhnliche Verlustfunde anzusehen sind, ist davon auszugehen, daß neben den bislang bekannten Gräbern weitere unerkannt gebliebene Siedlungsbestattungen auf der Feddersen Wierde vorhanden waren (Kap. 3.3.1.5). Die Funde der mittelalterlichen Besiedlungsphase lassen sich in ihrer Verbreitung den von P. SCHMID (1995a) postulierten drei Hofarealen zuweisen (Abb. 32). Bemerkenswert ist, daß mit drei Sporen des 9., 11./12. und 13./14. Jahrhunderts Funde einer möglicherweise sozial höhergestellten Gesellschaftsschicht vorhanden sind. In Kapitel 4 werden die Überreste der Buntmetallverarbeitung auf der Wurt behandelt. Dabei werden zunächst die an den Fundstücken erkennbaren Herstellungs- und Bearbeitungstechniken untersucht, bevor anhand der Überreste und 171 Befunde, die mit der vor Ort nachweisbaren Buntmetallverarbeitung zusammenhängen, die zeitliche Entwicklung, Lokalisierung und Organisation dieses Handwerks herausgearbeitet wird. Mit der Buntmetallverarbeitung wird in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. begonnen. Sie läßt sich bis in die letzten Horizonte der ersten Besiedlungsphase (4./5. Jh. n. Chr.) nachweisen. Wichtig ist, daß die Verbreitung der Überreste keine alleinige Bindung an den Herrenhof erkennen läßt. Vielmehr ist das Buntmetallhandwerk in anderen Bereich der Wurt stärker vertreten. Die Korrelation, die sich bei der Verbreitung der Gußtiegel und der Blockdüsen erkennen läßt, bietet wichtige Argumente dafür, von einer weitgehenden Verbindung zwischen Buntmetall- und Eisenschmieden auszugehen (Abb. 50). Aufgrund des Hauptverbreitungsgebietes von Fibeln, die zur Zeit des Beginns der Buntmetallverarbeitung potentiell auf der Feddersen Wierde hergestellten worden sein können, erscheint es möglich, daß die nötigen technologischen Kenntnisse aus dem Unterelbegebiet übernommen wurden. Die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Analysen, die an einigen der Funde durchgeführt werden konnten, werden in Kapitel 5 dargestellt. Zur Anwendung kamen atmosphärische Rasterelektronenmikroskopie, energiedispersive Elektronenstrahl-Mikroanalyse, Messungen der elektrischen Leitfähigkeit sowie Härtebestimmungen. In Kapitel 6 werden die anhand des Spektrums der Buntmetallfunde feststellbaren regionalen und überregionalen Ein- flüsse herausgestellt und mit den entsprechenden Ergebnissen bei anderen Fundgattungen, vor allem der Keramik und der Fundmünzen, verglichen. Die Funde lassen zu Beginn der Besiedlung um die Mitte und in der zweiten Hälfte des 1. Jh. v. Chr. Verbindungen in die Mittelgebirgsregion erkennen. Ab dem Beginn der Römischen Kaiserzeit zeigen die germanischen Fibelfunde eine mehr oder weniger enge Bindung in das Elbegebiet, die sich bis in das 3. Jahrhundert hinein fortsetzt. Daneben sind Einflüsse aus dem niederländischen Raum und dem Rhein-Weser-Gebiet bemerkbar. Einzelne Formen lassen darüber hinaus eine gewisse Eigenständigkeit erkennen, so z. B. die sehr langen Spiralen einiger knieförmig gebogener Fibeln. Zahlreiche Buntmetallfunde belegen auch den Kontakt mit dem Römischen Reich, zu Beginn der Kaiserzeit vor allem mit Formen, die in den Niederlanden häufig sind. Spätestens ab dem 4. Jahrhundert ist bei den Buntmetallfunden eine Beschränkung auf Formen erkennbar, deren Hauptverbreitungsgebiete im Elbe-Weser-Dreieck liegen. Außer einigen Münzen kommen keine Funde provinzialrömischer Herkunft mehr vor. Unter den Funden des späten 4. und 5. Jahrhunderts sind auch solche vertreten, die von den nördlichen Niederlanden über Nordfrankreich bis nach England verbreitet sind. Die provinzialrömischen Buntmetallfunde, früher häufig als Belege für den Fernhandel mit dem Römischen Reich gewertet, werden im Lichte neuerer Forschungen eher als Zeugen diplomatischer und militärischer Kontakte gesehen. 8 Summary This work presents the non-ferrous metal finds excavated at the Wurt-settlement Feddersen Wierde in the years between 1955 and 1963 (a Wurt or Warft is the German term for an artificially raised settlement mound in the saltmarshes along the southern North Sea coast. The Dutch name is terp). All in all, 109 brooches or parts thereof were found. 82 brooches were preserved to an extent that allowed typological classification. Further categories of finds include belt buckles and fittings, pins, needles, bracelets and finger rings, medical instruments, metal vessels, bridle and riding equipment, various fittings, some of which belong to weaponry, raw material and metal waste, as well as numerous objects of unknown use. Some iron objects, e. g. four riding spurs, and a Scandinavian strike-a-light – omitted from previous publications – are also included here for sake of completeness. The finds belong to three different periods of human activity on the Wurt-settlement. The majority – 243 out of 254 objects included in the catalogue – belong to the period between the middle of the 1st century BC and the middle or rather second half of the 5th century AD (Fig. 18). Seven objects date to the early and high Middle Ages. A further four are of 18th/19th century date. Feddersen Wierde was inhabited during the Roman Iron Age/Migration Period and in the early and high Middle Ages. 172 The main section (Chapter 2) deals with the archaeological analysis of the objects. This sets the basis for the chronology of the settlement horizons of the Roman Iron Age/Migration Period settlement phase. The dating of the settlement horizons is preceded by a thorough review of the methodology and excavation techniques used that might influence the interpretation of relating the objects to their respective settlement horizons (Chapter 3.1). Equally, the results of the dendrochronological analyses and the 14C-dates are examined for their relevance to the chronology of the settlement horizons (Chapter 3.2). It was possible to achieve a more precise dating for the individual settlement horizons, compared to the previous Feddersen Wierde-chronology, on the basis of the non-ferrous metal objects (Tab. 19). It can be seen that each horizon of the so-called „Flachsiedlungsphase” (the low-settlement phase prior to the raising of the settlement mound) covered a period of approximately 25-30 years, whereas the settlement horizons 2-8 (the Wurt-phase proper) each lasted for about half a century on average. Plotting the distribution of dateable non-ferrous metal objects by chronological period shows the spatial development and extension of the settlement through time (Figs. 21-28). With some restrictions (conf. p. 14 and 101), this makes it possible – in conjunction with their vertical position – to date some objects that could not be securely determined typologically. Considering the social differentiation of the Wurt-settlers, the distribution of non-ferrous metal finds – including the coins – shows a slight concentration in the area of the so-called chieftain’s farmstead (Herrenhof) in the north-east of the settlement. This is especially true for the settlement horizons dating to the 3rd and 4th centuries. While it was possible for a larger proportion of the Wurt-inhabitants to acquire Roman objects in the first two centuries AD, coins dating to the 4th century AD are entirely confined to the area of the chieftain’s farmstead (Chapter 3.3.1.4). As a result of recent paleopathological analysis of the bone material from Feddersen Wierde, numerous human bones have been identified that were found without context in various settlement horizons during the excavation. Two brooches of Almgren V 145-type were found linked to one another by the pins and catchplates. This unusual find, which could not have occurred if the brooches had been lost during use, together with the stray finds of human bones, indicates that the original number of inhumations buried within the settlement was certainly higher than hitherto thought (Chapter 3.3.1.5). The distribution of finds dating to the medieval settlement phase shows a clear correlation to the three farmsteads whose existence has been suggested by P. SCHMID (1995a. – Fig. 32). Amongst those finds three spurs, dating to the 9th, 11th/12th and 13th/14th centuries respectively, possibly indicate the presence of a higher social stratum on the Wurt. Evidence for non-ferrous metal object production on the Wurt is presented in Chapter 4. Firstly, the traces on the objects, which show production and working techniques, are examined. Further sections deal with the chronological development, distribution and organisation of the non-ferrous metal working craft, using both the finds and archaeological evidence that proves the local presence of the craft. Non-ferrous metal object production starts in the second half of the 1st century AD, and traces of it are found in all horizons of the first settlement phase up to the 5th century. An important observation concerning the distribution of the remains related to this craft is that it is not confined to the area of the chieftain’s farmstead. In fact, the opposite is the case, with other areas of the Wurt showing a denser distribution of these remains. The correlation of the distribution of both crucibles and tuyères provides an important argument for the reconstruction of a more or less close interrelationship of non-ferrous metal working and iron-working, which in many cases may have been carried out by the same person (Fig. 50). Taking into account the main distribution areas of brooch types in production at the time of the beginning of non-ferrous metal working on Feddersen Wierde shows that it is likely that the relevant technological knowledge was introduced from the region around the Lower Elbe. Chapter 5 presents the results of scientific analyses carried out on selected objects. Analysis methods include Environmental Scanning Electron Microscopy (ESEM), Energy Dispersive Electron Spectrometry, and measurement of electrical conductivity and micro hardness. The regional and transregional influences detectable in the spectrum of the non-ferrous metal finds from the Wurt are compared in Chapter 6 to the relevant results of other categories of finds, particularly the pottery and coins. At the beginning of the settlement, around the middle and second half of the 1st century BC, the finds show connections to the mountainous region in the middle of Germany. With the beginning of the Roman Iron Age the Germanic brooch types indicate a more or less close connection with the region around the Lower Elbe. This connection continues well into the 3rd century, but influences from both the Netherlands and the Rhine-Weser-Region can be demonstrated as well. Apart from that, some features show a certain independence, e. g. the extremely long springs of several Almgren V, Ser. 9-type brooches. Numerous objects also give evidence for contact with the Roman Empire and, particularly at the beginning of the Roman Iron Age, these objects belong to forms common in the Netherlands. By the 4th century, the non-ferrous metal objects seem to be confined to types whose main distribution area lies in the Elbe-WeserTriangle. Apart from some coins there are no other finds of Roman origin. Amongst the finds dating to the late 4th and 5th centuries are some with distribution areas which include the Northern Netherlands, Northern France and England. Traditionally, non-ferrous metal objects of Roman origin have been regarded as proof of long distance trade with the Roman Empire, but recent research suggests they may be more indicative of diplomatic or military contacts. 9 Résumé Cet ouvrage présent les objets en alliages à base de cuivre qui étaient trouvé pendant les grandes fouilles à Feddersen Wierde dans les années entre 1955 et 1963. Feddersen Wierde est une village protohistorique, bâti sur une colline artificielle, un tertre (Wurt), dans les marais à l’embouchure de la Weser. bagues, bracelets, instruments médicaux, vaisseaux de métal, équipement d’équipage, pièces d’armement, déchets de métaux à alliages non-ferreux et plusieurs objets de fonction inconnue. À part de quelques objets en fer, quatre éperons par exemple, un pyromaque scandinave est présenté aussi. 109 fibules complets ou fragmentaire ont été trouve sur le site. 82 étaient aussi bien conservé ce qu’ils permettent une détermination typologique. À part des fibules des autres catégories de petits objets inclurent boucles de ceintures, aiguilles, Les trouvailles peuvent être attribuées à trois périodes distinctes, pendant lesquels des activités humaines sont démontrables sur la Wurt. La plupart des objets – 243 de 254 pièces inclus dans le catalogue – proviennent de la période 173 entre le milieu du Ier siècle avant J.-C. jusqu’au milieu ou la deuxième partie du Ve siècle après J.-C. (Fig. 18). Sept objets sont datables aux moyen âge et des temps modernes (XVIIIe/ XIXe siècles) il y en a quatre. Pendant les périodes romain impérial/grandes migrations et médiéval la Feddersen Wierde était occupée d’habitation. La partie principale (chapitre 2) de cet ouvrage est constituée de l’analyse antiquaire-archéologique des objets. Cet analyse forme la base pour la datation des horizons d’habitation (SH) de la période romain impérial/grandes migrations. La datation des horizons d’habitation est précédée d’une analyse critique des paramètre de la méthode des fouilles qui peuvent influencer l’interprétation de l’attribution des objets divers dans les horizons d’habitation (chapitre 3.1). En même, les données des analyses dendrochronlogiques et des datations radiocarboniques sont examinées quant à leur importance pour les datations des horizons d’habitation (chapitre 3.2). Étudiant les objets en alliages à base de cuivre il était possible de préciser la datation des horizons d’habitation (Tab. 19). Il est évident, que les horizons de la phase avant l’élévation du tertre (SH 1a-d) duraient à peu prés 25 à 30 ans respectif, tandis que les horizons d’habitation 2 à 8 duraient en moyen un demi siècle. Il est possible de montrer le développement spatiale et l’expansion du village avec les cartes de répartition des objets datables, séparé selon les différentes périodes chronologiques (Fig. 21-28). Ainsi, en synopsis avec la situation verticale, on peut gagner des suggestions pour la datation des objets, qui étaient difficiles à dater seulement à la base de leur détermination typologique (cf. p. 14 et 101 pour des remarques critiques sur la méthodologie). Quand on considère la répartition des objets non-ferreux (y inclus les monnaies romaines) de point de vue des différences sociales entre les habitants de la Wurt, il est possible à démontrer, que le terrain de la ferme principale (Herrenhof) a une densité des trouvailles élevée en relation avec le reste du village. C’est particulièrement le cas pour les horizons d’habitation du IIIe et IVe siècles. Tandis qu’il était encore possible pour une certaine nombre des habitants de la Wurt, dans les deux siècles après J.-C., d’acquérir des objets d’origine romaine, les monnaies du IVe siècle ne sont trouvées que dans le terrain de la ferme principale (chapitre 3.3.1.4). Dans le cadre des nouvelles analyses du matériel osseux de la Wurt, des nombreux oses humains ont été discerné, qui étaient trouvé sans contexte dans les divers horizons d’occupation. Eu égard au fait que deux fibules ont été trouvé l’une attaché à l’autre, il est vraisemblable ce qu’il y avait des autres inhumations à part de ceux déjà connu de la Wurt (chapitre 3.3.1.5). La répartition des objets datant de la période médiévale supportent la hypothèse supposée par P. SCHMID (1995a) de l’existence de trois habitations discrets sur la Wurt (Fig. 32). Il est remarquable, ce qu’il y a trois éperons, datant du IXe, XIe/XIIe et XIIIe/XIVe siècle; des objets peut-être associé avec la présence d’une couche sociale plus élevé. 174 Le chapitre 4 s’occupe des vestiges de la métallurgie à la base des alliages du cuivre trouvé sur la Wurt. Premièrement, les techniques de production et façonnage visible sur les objets sont examinés. Ensuite, le développement, la localisation et l’organisation de l’artisanat des métaux non-ferreux sur la Wurt est établi, utilisant les vestiges et les découvertes qui permettent de discerner la présence locale de cet artisanat. La fabrication des objets des métaux non-ferreux commence dans la deuxième partie du Ier siècle après J.-C. et on peut démontrer sa présence jusqu’aux derniers horizons de la première phase d’occupation (IVe/Ve siècles après J.-C.). Il est important a remarquer, que la répartition des objets indiquant cet artisanat n’est pas associé uniquement avec la ferme principale. C’est plutôt le cas qu’on les trouve plus souvent dans des autres zones de la Wurt. La corrélation, apparent dans la répartition des creusets et des tuyères, offre des importants arguments pour la considération d’une relation extensive entre les forgerons de fer et des alliages du cuivre sur la Wurt (Fig. 50). Fondé à la répartition principale des fibules qui pourraient être fabriquées potentiel à Feddersen Wierde pendant la temps du commencement de l’artisanat des métaux non-ferreux, il semble possible que la connaissance technique nécessaire pourrait être adapté de la région de la BasseElbe. Les résultats des analyses scientifiques, appliquées à certains objets, sont présentés dans le chapitre 5. Les suivantes méthodes analytiques étaient appliques: microscopie électronique à balayage environnemental, micro-analyse sous faisceau d’électrons par spectrométrie dispersive en énergie, mesures de la conductibilité électronique et aussi de la dureté. En chapitre 6, les influences régionaux et trans-régionaux indiqué des objets non-ferreux sont comparés avec des autres catégories des objets, notamment la céramique et les monnaies. Les objets datant du commencement de l’occupation, vers le milieu et la deuxième partie du Ier siècle avant J.-C., sont indicatifs de relations avec la région des montagnes de hauteur moyenne au centre de l’Allemagne. Dés le début de la période romaine les fibules germaniques démontrent une relation plus ou moins prononcé avec la région de la Elbe, continuant jusqu’au IIIe siècle. Il y a aussi des influences de la région néerlandais et la zone entre le Rhin et la Weser. À part de ça, il y a quelques formes qui présentent une certaine indépendance, par exemple les fibules A V, Ser. 9 avec des ressorts très longues. Nombreux objets non-ferreux sont indicatifs des contacts avec l’Empire romain, au début de la période romaine c’est particulièrement le cas avec des formes qui sont abondant dans les Pays Bas. Dés le IVe siècle au plus tard, les objets non-ferreux sont limités à des formes qui ont une répartition principale dans la région entre la Elbe et la Weser. À part de quelques monnaies il y en a plus d’objets de provenance romaine. Parmi les objets datant du IVe et Ve siècles il y en a aussi plusieurs qui sont répandu dans le nord des Pays Bas, le nord de la France et l’Angleterre. En concordance avec des recherches récents, les objets de provenance romaine – reliée d’habitude au commerce avec l’Empire romaine – sont considérés indicatifs des contacts diplomatiques ou militaire.
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